18. Jahrhundert
4:30 Aufstehen
5-5:30 Andacht
5:30-6 Repetierzeit
6:00-7:00 Lektion
7-8 Repetierzeit
8-9 Lektion
9-10 Repetierzeit
10-11 Lektion
11-12 Tischzeit
12-15 Freizeit
15-16 Repetierzeit oder Lektion
16-17 Betstunde
17-17:30 Repetierzeit
17:30-18 frei
18-19 Tischzeit
19-19:30 Abendgebet
19:30-20 frei
20:00 zu Bett gehen
nach: Joachim Böhme: Die Pförtner Erziehung, maschinenschriftl. Assessorenarbeit 1931, S.38
Repetierzeit und Arbeitsstunde bedeutete, dass kein regulärer Unterricht stattfand (nur gelegentlich Einzelunterricht), sondern die Schüler in dieser Zeit in Gruppen von etwa 10 - 18 Schülern auf ihrer Stube waren, wo sie unter Aufsicht eines Primaners (12. oder 13. Klasse) arbeiteten, der währenddessen seinerseits seine persönliche Arbeit erledigte. Dabei waren sie noch einmal in Tischgruppen aufgeteilt, bei denen wiederum der Tischälteste für Ruhe zu sogen hatte.
Unter den Primanern hatten einige als Inspektoren eine zusätzliche Verantwortung bei der Aufsicht in den Schlafsälen (jeweils für eine Klasse, teils für zwei Klassen), beim Mittagessen und in der Freizeit in der Schule (im Plan als "schulgartenfrei" bezeichnet).
Diese Inspektoren hatten Strafrecht gegenüber allen Schülern bis zur Obersekunda (11. Klasse), auch wenn sie es gegenüber den "Oberhähnen" (Schüler der 11. Klasse) im Normalfall nicht wahrnahmen. Schwerere Strafen verhängte die Inspektorenversammlung. Nur bei schwer wiegenden Verstößen wurde der zuständige Lehrer (Hebdomadar) informiert, der solche Fälle auch vor die Lehrerkonferenz (Synode) bringen konnte.
"Schulgartenfrei" bedeutete, dass die Schüler das Gebäude zu verlassen und sich (auch bei Minusgraden über 15 Grad) im Freien aufzuhalten hatten. "Im Freien" bedeutete dabei das Schulgelände. Nur was im Tageslauf als "Spaziergang" bezeichnet wird, bedeutet das Recht, das Schulgelände zu verlassen. Dies war lange Zeit auch den Primanern nur wenige Stunden in der Woche gestattet: drei Stunden für den normalen Primaner, vier Stunden für die, die sich besonders ausgezeichnet hatten. Als auch Schüler der unteren Klassen (8 und 9) das Schulgelände verlassen durften, war das lange Zeit auf ein bis zwei Stunden pro Woche beschränkt.
Diese offeneren Regeln mit einer mit dem Alter zunehmenden Lockerung der Abgeschlossenheit (Klausur ) wurden unter Einfluss der Jugendbewegung und der Reformpädagogik eingeführt.
(nach: Joachim Böhme: Die Pförtner Erziehung, maschinenschriftl. Assessorenarbeit 1931, S.35ff - Fundort: Archiv der Landesschule Pforta - Anfang und Schluss der Arbeit sind inzwischen über zwei unterschiedliche Publikationsvorhaben auch im Internet zugänglich: Inhaltsverzeichnis und Einleitung und die letzten Seiten samt Literaturverzeichnis. Doch sie können die Arbeit mit dem Typoskript noch nicht ersetzen.)